Samstag, 31. August 2013

Höher, größer, weiter: Kürbisse versus Sand


Mit gleich zwei großen Ausstellungen, die mit Superlativen nicht geizen, lockt derzeit Ludwigsburg. Die Aufzeichnung eines wahrhaft olympischen Zehnkampfs zwischen der Sandwelt mit Skulpturen der weltbesten Carver und der weltgrößten Kürbisschau.

Eröffnung
Beide Starter stehen für die erste Disziplin bereit: auf der vorderen Bahn laufen die Sandwelten. Etwas weiter hinten, leicht versteck, startet die Kürbisschau. Für sie ist die Wettkampfsaison noch ganz jung: Erst am letzten Freitag im August ist sie gestartet, nachdem die Kürbisschau zuvor im Trainingslager in der Schweiz gewesen ist, wo sie immer ein Jahr vor dem Auftritt in Ludwigsburg probt (http://www.kuerbisausstellung-ludwigsburg.de/de.php#infos > Unser Ausflugstipp). Schwerpunkte im Wettkampf ist das Thema Barock bei der Sandwelt, die Kürbisse geben sich ganz sportlich.


100-Meter-Lauf
In der ersten Disziplin, bei der es auf kurze Wege sowohl innerhalb der Ausstellung als auch von den Parkplätzen her ankommt, gehen die Punkte an die Sandwelt. Nur wenige Schritte voneinander entfernt befinden sich auf einer Fläche von 3000 Quadratmetern 17 Sandskulpturen, eine Bühne für donnerstägliche Konzerte und ein Workshop-Areal sowie ein Gastrobereich und Toiletten.

Weitsprung
Bei der Weitläufigkeit punktet dagegen die Kürbis-Ausstellung. Die gezeigten Sportler in elf Disziplinen wie Boxen, Dressurreiten, Skispringen (vor dem Start, dem Absprung und beim Landen) oder Diskuswerfen verteilen sich auf die Terrassen unterhalb des Residenzschlosses und den Unteren Ostgarten, zwischendrin finden sich Verkaufsstände oder kleinere dekorierte Flächen mit Kürbissen der unterschiedlichsten Sorten.





 







Kugelstoßen
Hier kommt’s aufs Gewicht an – und da bringt ein einzelner Kürbis nicht nur deutlich mehr auf die Waage als ein Sandkorn. Auch insgesamt ist die Schau im Blühenden Barock ein echtes Schwergewicht: 450 000 Kürbisse sind auf dem Gelände, ob in Kisten zum Verkauf oder als Figur, auf dem Gelände verteilt, auf 150 Tonnen bringt es allein die Deko. Das ist allerdings nichts gegen die Menge Sand, die laut Info der Veranstalter zu Beginn der Ausstellung verbaut wurde: 1500 Tonnen. Und im August kamen neue Skulpturen dazu…

Hochsprung
Diese Disziplin hat in den vergangenen Jahrhunderten einige Veränderungen durchgemacht, was die Sprungstile anbelangt – und ebenso unterschiedliche Stile gibt es auch bei der Sandwelt zu sehen. Hier waren 18 internationale Künstler am Werk, während die Kürbisse jedes Jahr von einem Team um Pit Ruge konzipiert und aufgebaut werden.
















400-Meter-Lauf

Auf der Mittelstrecke punktet die Sandwelt: Während ihre Skulpturen von Anfang Mai bis zum 29. September angeschaut werden können, muss man sich für die Kürbisse mehr beeilen (30. August bis 3. November). Zudem könnte auch das Wetter in den Herbstmonaten problematisch werden – wenngleich auch die Macher der Sandwelt zu kämpfen hatten und die Eröffnung wegen Dauerregens um eine Woche verschieben mussten.

110-Meter-Hürden
In punkto Barrierefreiheit liegt der Vorteil ein wenig auf Seiten der Kürbis-Ausstellung. Hier haben die Wege zwar teils enorme Steigungen – vor allem zwischen dem Eingang am Schloss und dem Unteren Ostgarten, wo die meisten Figuren zu sehen sind –, diese sind aber immerhin befestigt. Anders in der Sandwelt, so sich der Mulch und Sandreste nach Regenfällen zu einem Matsch verwandeln können.

Diskuswerfen
Eine Münze ist quasi der Diskus des modernen Touristen, den er während eines Besuchs aus dem Fenster, beziehungsweise in die Kasse des Veranstalters wirft. Und das dürfte in den kommenden Wochen deutlich häufiger bei der Kürbis-Schau passieren, wo mit 8 Euro für Erwachsene (Kinder, Schüler und Studenten 3,90 Euro) ins Blühende Barock allein schon der Eintritt teurer ist als bei der Sandwelt. Zudem gibt es unzählige Verkaufsstände und Gastroangebote entlang der Wege – und unterschiedliche Einzelveranstaltungen wie die Kürbis-Regatta, Schnitz-Vorführungen und Rekordversuche locken zu mehrmaligen Besuchen (Mehr zu den Erwartungen hier).
















Stabhochsprung
Deutlich höher hinaus kommt die Sandwelt mit ihren teils bis zu zehn Meter hohen Skulpturen, von denen manche, wie zum Beispiel das Schloss, auch von außerhalb trotz eines blickdichten Zauns zu sehen sind. Die Figuren aus Kürbissen haben zwar alle auf den ersten Blick ähnliche Größenmaße, dürften aber nur maximal drei Meter hoch sein.

Speerwerfen
Das Speer ist eine der der ältesten Jagdwaffen. Und der Punkt für die besten Jagdmöglichkeiten geht an die Kürbis-Ausstellung. Hier gibt es an den Verkaufsständen nicht nur Kürbisse als Kerne zum Knabbern, Chutneys, Öle oder in Sektflaschen – sondern im Gastrozelt auch frisch zubereitet, und zwar als Maultaschen, Pommes, Suppe oder Spaghettisoße sowie in süßen Varianten im Kuchen oder in Muffins.

1500-Meter-Lauf
Mehr Ausdauer hat definitiv die Kürbis-Ausstellung. Sie findet derzeit zum 14. Mal statt. Doch das kann für die Sandwelt noch werden. Denn die Macher zeigten sich bereits – nach anfänglichen, vor allem wetterbedingten Problemen – zufrieden mit der Resonanz der Premiere und dachten öffentlich bereits über eine mögliche Neuauflage im kommenden Jahr nach (Stuttgarter Zeitung, 10. August).

Siegerehrung
Beide Sportler haben ihre Stärken ausspielen können – und keiner den anderen ausgestochen: Beide landen auf dem ersten Platz und sind einen Besuch wert.

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